2016 in der Weltliteratur
Für meinen Jahresrückblick auf KaiserTV:Der Plot welchen Romans oder Dramas ist die schönste Parabel für 2016?
Bisher sind meine Favoriten:
1. Thomas Mann: Mario und der Zauberer
»Wer zu gehorchen wisse, der wisse auch zu befehlen, und ebenso umgekehrt; der eine Gedanke sei in dem anderen einbegriffen, wie Volk und Führer ineinander einbegriffen seien, aber die Leistung, die äußerst strenge und aufreibende Leistung, sei jedenfalls seine, des Führers und Veranstalters, in welchem der Wille Gehorsam, der Gehorsam Wille werde«, der »Typus des Scharlatans, des marktschreierischen Possenreißers« verlockt sein Publikum und hypnotisiert es zu einer »trunkenen Auflösung der kritischen Widerstände«. 2. Heinrich Mann: Der Untertan
"Hurraahhhh!!! Da kommt der Kaiser!!!" Diederich Heßling, ein ewig deutsches Thema. Kurt Tucholsky brachte es wie immer auf den Punkt, als er Heinrich Manns Roman über den Aufstieg eines Erzopportunisten als "Herbarium des deutschen Mannes" bezeichnete. "Hier ist er ganz -- in seiner Religiosität, seiner Erfolgsanbeterei und namenlosen Zivilfeigheit". 3. Max Frisch: Biedermann und die Brandstifter
Das Stück ist die Geschichte des Bürgers Gottlieb Biedermann, der die Brandstifter in sein Haus einlädt, um von ihnen verschont zu werden. Es entlarvt präzise eines Geisteshaltung, die der Technik des Totalitären zum Erfolg verhilft. Biedermann und die Brandstifter - eine politische Parabel, die ihre kritische Kraft nicht aus der Entlarvung der Lüge bezieht, sondern aus der Inszenierung der biedermännischen Wehrlosigkeit gegenüber Verbrechern, die von Anfang an sagen, was sie wirklich wollen. Weitere Vorschläge?