Gelassenheit oder Empörung?
Der Schweizer Philosoph Peter Bieri schreibt: Ein gebildeter Mensch ist einer, der bereit ist, sich auch über kleine Anzeichen zu empören. Ein gebildeter Mensch ist leidenschaftlich und engagiert. Er beachtet auch die unmerklichen Veränderungen, die shifting baselines. Stéphane Hessel beschwor seine Leser, befahl ihnen geradezu: "Empört euch!" Damit es uns nicht geht wie dem Frosch im kalten Wasser, das langsam aber stetig erhitzt wird. Andererseits sind die Empörten ja heute oft die Wutbürger, die sich über "imaginierte" Probleme echauffieren, wo Ruhe die erste Bürgerpflicht und eine stiff upper lip eher gefragt wäre. Die Stammtische, für die es immer 5 vor 12 ist. Hysteriker und Panikmacher, die den Untergang des Abendlandes schon vor der Tür wähnen, nur weil Flüchtlinge Smartphones besitzen.
Also üben alle, die nicht in Verruf geraten wollen, Gelassenheit - sind entspannt, selbst wo sie sich empören müssten. Auf die Gefahr hin, dass wir uns zu Tode entspannen.
Also was? Auch die kleinen Veränderungen leidenschaftlich sehen und ansprechen, oder abwarten, analysieren und kühlen Kopf bewahren?