"So tun als ob es regnet" - Katja Kutschs Roman des Jahres
„So tun als ob es regnet“ von Iris Wolff ist ein echter Hochgenuss für alle diejenigen, die Freude an einer poetisch sinnlichen Sprache haben. Dazu gehöre ich in jedem Fall. Ich freue mich immer, wenn es jemand fertig bringt, mit Worten derart toll umzugehen, dass es mir fast schon egal ist, was erzählt wird, Hauptsache sie oder er erzählt überhaupt – am liebsten mit schönen langen Sätzen, die eine eigene Melodie erzeugen und einem zeigen, wie tief Sprache einen berühren kann – Hemingway mal ausgenommen, der kann das auch in knappen Sätzen. Genau wegen der virtuosen Sprache aber konnte ich nun das Buch „So tun als ob es regnet“ nicht mehr aus den Händen legen, als mir der Titel zufällig in einer Buchhandlung in die Hände fiel. Und wie das bei einer richtig tollen Autorin nun mal so ist, ist es am Ende dann doch nicht so egal, was sie erzählt. Iris Wolff bringt es fertig eine Familiengeschichte, die sich über mehrere Jahrzehnte erstreckt auf nur 160 Seiten zu erzählen, in vier Episoden, die sehr leise und gleichzeitig sehr einfühlsam beschrieben sind. Manche Szenen wie die des Motorradfahrers, der davon überzeugt ist, jeden Moment zu sterben oder die der Frau, die auf die Rückkehr eines Bootes wartet, gehen mir nicht mehr aus dem Kopf. Es geht dabei um nicht weniger als den Zufall, das Schicksal und um Entscheidungen, die man trifft und die das Leben und die Persönlichkeit der nachfolgenden Generationen prägen. Definitiv meine schönste Leseüberraschung in 2017.