Gunnar Kaiser
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Vorschläge für eine geglückte Kommunikation
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Vorschläge für eine geglückte Kommunikation

Es gibt ein berühmtes, klassisches Experiment des Psychologen Solomon Asch zur Messung von Konformität. Darin wird getestet, ob Individuen vor einem Gruppenkonsens einknicken, selbst wenn sie erkennen, dass dieser total falsch liegt. Das Ergebnis gibt auch heute noch zu denken: je grösser die Gruppe, desto grösser die Konformitätsrate. Ein homogenes Umfeld erstickt Widerspruchsgeist. Es ist kein Zufall, dass Gruppen oder auch Institutionen wie Medienanstalten, Universitäten oder der Kulturbetrieb so selten innovativ sind. Sie pflegen zu oft strukturell eine Atmosphäre des falschen Konsenses. Das funktioniert eine Weile. Irgendwann reissen die falschen Wänden jedoch ein. Und dann ist das Getöse gross. Dazu gleich. Wir erleben gerade eine Krise der freien Urteilsbildung. Unterschiedliche Auffassungen werden nicht mehr ausgehalten und ausdiskutiert, sondern diskreditiert, Menschen ebenfalls. Der Debattenraum wird kuratiert. Die banalste Technik dafür ist das Framing. Und die Diskussion um Covid ist nur eines von zahlreichen Beispielen dafür. Ob eine Expertenmeinung etwas taugt, darf derzeit nicht der Leser für sich selbst herausfinden. Er bekommt es vom Redakteur gesagt, der Autoritäten und Experten nach gusto auswählt. Es heisst dann: „Der anerkannte Experte X und Berater der Bundesregierung“ sagt dies, während der „umstrittene Professor Y“ etwas anderes behauptet. Es ist wie beim Wrestling: „bad guy“ und „good guy“ stehen fest, dafür gibt es dort auch Codewörter. Doch beim Wrestling weiss jeder, dass es um einen bierseligen, publikumswirksamen Simulationssport geht. Jedes Medium der Welt behauptet zugleich felsenfest von sich: wir berichten objektiv. Das ist, gelinde gesagt, natürlich eine fromme Wunschvorstellung. [...]

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